machte aber der Wirt nichts mehr aus, wann sie ihn holen wollten, und so kamen sie einmal unverhofft und nahmen ihn mit. Er wurde eingesetzt und sollte gerichtet werden. Als er auf dem Schaffot saß, bat er, daß er sein Lichtlein noch einmal bekäme und anbrennen dürfe. Die Bitte wurde ihm gewährt. Als das Lichtlein ein wenig brannte, kam der eiserne Mann. Jetzt sagte er: „Alter, hilf mir, sie wollen mich richten.“ Da fing der eiserne Mann auf dem Schaffot an, mit dem Kopf zu wackeln, und alle fielen herab und waren tot. Nun schossen sie von der Residenz mit Kanonen auf das Schaffot. Der eiserne Mann aber fing die Kanonenkugeln, warf sie in die Residenz und warf darin die Leute tot. Jetzt war keine andere Wahl, der König mußte ihm die Tochter geben. Da kam der Staatswagen und brachte sie zur Residenz. Der eiserne Mann war auch dabei. Unterwegs, als sie über den größten Schmutz fuhren, brach der Wagen hinunter und sie fielen miteinander in den Schmutz. Hierauf wurde der große Staatswagen geholt. Mit dem wurden sie nun ganz hineingeführt. So wurde der Soldat König im Preußischen.
Erzählt im Februar 1898. Sonst wie bei Ziff. 5.
Einmal kam ein armer Handwerksbursch recht müde spät abends zu einem Wirtshaus und bat um ein Nachtlager. Da aber gerade der König Hochzeit feierte, war schon alles voll und schickte der Wirt den Burschen fort. Der ging dann zum nächsten Wirtshaus; doch auch hier war schon alles besetzt. Da machte der Bursche ein recht betrübtes Gesicht und wollte traurig fortgehen. Das erbarmte den Wirt und er sagte: „Wenn Du Dich nicht fürchtest, könnte ich Dir schon ein Quartier geben. Ich habe draußen vor der Stadt im Walde ein Schloß, aber es getraut sich niemand, daß er dort nächtigt. Getraust du dich, so wirst du dort finden, was du brauchst.“ Der arme Bursche war sehr froh, daß er endlich ruhen konnte. Als er an das Schloß kam, waren alle Türen offen und er fand alles, was er brauchte. Weil er hungrig war, ging er in die Küche; da fand er Eier, Mehl und Schmalz. Er schürte ein Feuer an, setzte den Dreifuß auf und kochte sich einen „Deutschen“ (Schmarren) und sang lustig zu seiner Arbeit. Auf einmal fing es im Schlot zu schreien an: „I fall, i fall (im singenden Ton)!“ Der Handwerksbursche sagte: „Fall’ nur zu, nur nicht in meine Pfanne!“ – Da fiel ein Arm und ein Fuß herab. Er nahm sie und legte sie zur Seite. Er sang und kochte weiter. Da schrie es wieder: „I fall, i fall!“ und es kam wieder ein Arm und ein Fuß. Er legte diese wieder auf die Seite und sang und kochte weiter. Da schrie es zum drittenmal: „I fall, i fall!“ – Nun aber sagte der Handwerksbursche: „Ich bin fertig, ich geh, sonst kommt noch der ganze Kerl und fällt mir in meinen Deutschen.“ Es fing auch schon zu rumpeln an, es tat einen Pumps, der Körper kam auch noch nach und auf einmal stand ein graues Männlein vor dem Handwerksburschen. Er
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)