er früh herunterkam, waren die Schwäne („Schwane“) unter der Bodenstiege schon etwas schöner. Vor der zweiten Nacht sagte das Männlein: „Heute antwortest du: zwei Schläge.“ Um 11 Uhr nachts kamen sie wieder und fragten, wie viele Schläge er haben wolle. Er antwortete: „Zwei Schläge.“ Sie boten ihm zwar mehr an, er aber blieb auf seiner Aussage stehen. Um 12 Uhr gingen sie wieder fort. Früh, als er herabkam, waren die drei Schwäne wieder schöner. Jetzt sagte das Männlein zu ihm: „Heut’ ist die letzte Nacht, heute sagst Du drei Schläge, aber nur fest darauf geblieben! Sie werden dann Messer heraus tuen und sie wetzen, als wenn sie Dich umbringen wollten.“ Um 11 Uhr kamen sie wieder miteinander und fragten, wieviel Schläge er wolle. Er sprach: „Drei Schläge.“ Sie aber sagten, er müsse mehr haben. Sie taten ihre Messer heraus und machten sie scharf. Aber um 12 Uhr nachts gingen sie fort. Früh, als er erwachte, war das Zimmer an den Wänden golden. Er blieb noch etwas liegen und betrachtete das veränderte Zimmer.
Die drei Schwäne unter der Stiege aber waren drei verwünschte Königstöchter. Sie kamen jetzt, weil sie erlöst waren, in sein Zimmer und sagten zum Soldaten, er solle nun aufstehen. Als er aufgestanden war, sprachen sie zu ihm, er hätte jetzt die Wahl unter ihnen drei. Er nahm die vom goldenen Berg. Diese sagte: „Wir sind immer („als“) noch nicht fertig, wir müssen in drei Nächten zwischen 11 und 12 Uhr in jene Kirche gehen.“
Auf dem Wege zu dieser Kirche stand ein Wirtshaus, da hinein ging der Soldat und logierte sich ein. Auf die Nacht verlangte er zu trinken. Da sagte die Wirtin, das Wasser in dem Brunnen sei nicht gesund, sie wolle ihm Zitronenwasser geben. Sie aber gab ihm einen Schlaftrunk. Er ging zwar hinaus, setzte sich an den Weg, schlief aber ein. Um 11 Uhr kam die Königstochter gefahren mit vier Rappen und die Chaise war schwarz behangen.
Am zweiten Tag ging der Soldat wieder in das Wirtshaus. Die Wirtin machte es ihm gerade so wie das erstemal und gab ihm Schlaftrunk. Er setzte sich darauf an die Straße und schlief wieder ein. Um 11 Uhr kam die Königstochter gefahren. Die Chaise war mit vier Fuchsen bespannt und rot behangen. Der Soldat sah und hörte aber nichts. Am dritten Abend dachte er: heute Nacht komme ich doch mit. Er nahm den Knecht mit hinaus, daß dieser ihn wecke, wenn er wieder schlafe. Die Wirtin hatte ihn nocheinmal betrogen. Als die Prinzessin angefahren kam, hingen vier Schimmeln an der Chaise und diese war weiß behangen; er aber saß dort und schlief. Sie stieg aus, wollte ihn wach bringen, ebenso der Knecht. Doch sie konnten ihn nicht aufwecken. Als die Prinzessin von der Kirche zurückkam, stieg sie wieder aus und gab sich nocheinmal die Mühe, ihn aufzuwecken. Doch alles war vergeblich. Sie zog nun seinen Säbel aus der Scheide und schrieb mit goldenen Buchstaben darauf: hier hast du meinen goldenen Ring zum Andenken. Dann fuhr sie fort. Früh morgens rief der Soldat den Knecht und fragte, wo sein goldener Ring sei. Der Knecht mußte den goldenen
Karl Spiegel: Märchen aus Bayern. Selbstverlag des Vereins für bayrische Volkskunde und Mundartforschung, Würzburg 1914, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiegel_Maerchen_aus_Bayern.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)