Wenn Frauen jedes Vorwort überschlagen
Und Männer alles, was an Verse streift,
So darf man, hoff’ ich, von dem unsern sagen,
Daß es zum höchsten Ziel der Kunst gereift.
Weil jeder gleich zu Text und Prosa greift;
Der Autor liest es ganz allein von allen —
So wird es sicher „allgemein“ gefallen.
Doch ein Programm, auch wenn es niemand hört,
Das schickt sich so! Und wer nicht willig schwört
Zu unsrer Fahne — nun, der mag verzichten.
Er gilt uns selbstverständlich als bethört,
Begreift uns nicht und braucht uns nicht zu richten —
Denn loben darf auch, wer uns nicht verstand.
Wir werden also erstlich deduzieren,
Warum die Seife wohlgefallen muß;
Wir werden dann die Kugel demonstrieren
Und sollten wir trotzdem nicht reüssieren,
So bleibt uns keine Rettung zum Beschluß
Als aus den Grenzen wachsamer Doktrin
Ins Reich der Dichtung ohne Paß zu flieh’n.
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/1&oldid=- (Version vom 21.8.2021)