„Wieso dazu? Ich weiß nicht wozu. Wirklich, ich weiß nicht. Ich spielle, ich spielle – mit verbundene Augen.“
„Nachtigall, Nachtigall, was singst du da für ein Lied!“
Nachtigall seufzte leise. „Aber leider nicht ganz verbunden. Nicht so, daß ich gar nichts sehe. Ich seh’ nämlich im Spiegel durch das schwarze Seidentuch über meine Augen...“ Und wieder schwieg er.
„Mit einem Wort,“ sagte Fridolin ungeduldig und verächtlich, fühlte sich aber sonderbar erregt... „nackte Frauenzimmer.“
„Sag’ nicht Frauenzimmer, Fridolin,“ erwiderte Nachtigall wie beleidigt, „solche Weiber hast du nie gesehen.“
Fridolin räusperte sich leicht. „Und wie hoch ist das Entrée?“ fragte er beiläufig.
„Billetts meinst du und soo? Ha, was fallt dir ein.“
„Also wie verschafft man sich Eintritt?“ fragte Fridolin mit gepreßten Lippen und trommelte auf die Tischplatte.
„Parolle mußt du kennen, und jedesmal ist eine andere.“
„Und die heutige?“
„Weiß ich noch nicht. Erfahr’ ich erst vom Kutscher.“
„Nimm mich mit, Nachtigall.“
Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Berlin, S. Fischer 1926, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Traumnovelle.djvu/48&oldid=- (Version vom 1.8.2018)