Kein Mensch ist noch da … Wo ist denn der Kellner? … He! Da kommt er aus der Küche … er schlieft schnell in den Frack hinein … Ist wirklich nimmer notwendig! … ah, für ihn schon … er muß heut’ noch andere Leut’ bedienen! –
„Habe die Ehre, Herr Lieutenant!“
„Guten Morgen.“
„So früh heute, Herr Lieutenant?“
„Ah, lassen S’ nur – ich hab’ nicht viel Zeit, ich kann mit’m Mantel dasitzen.“
„Was befehlen Herr Lieutenant?“
„Eine Melange mit Haut.“
„Bitte gleich, Herr Lieutenant!“
Ah, da liegen ja Zeitungen … schon heutige Zeitungen? … Ob schon was drinsteht? … Was denn? – Mir scheint, ich will nachseh’n, ob drinsteht, daß ich mich umgebracht hab’! Haha! – Warum steh’ ich denn noch immer? … Setzen wir uns da zum Fenster … Er hat mir ja schon die Melange hingestellt … So, den Vorhang zieh’ ich zu; es ist mir zuwider, wenn die Leut’ hereingucken … Es geht zwar noch keiner vorüber … Ah, gut schmeckt der Kaffee – doch kein leerer Wahn, das Frühstücken! … Ah, ein ganz anderer Mensch wird man – der ganze Blödsinn ist, daß ich nicht genachtmahlt hab’… Was steht denn der Kerl schon
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/060&oldid=- (Version vom 1.8.2018)