Und der Kerl lebt weiter, ruhig weiter, während ich – krepieren muß! – Der hat mich doch umgebracht … Ja, Gustl, merkst d’ was? – der ist es, der dich umbringt! Aber so glatt soll’s ihm doch nicht ausgeh’n! – Nein, nein, nein! Ich werd’ dem Kopetzky einen Brief schreiben, wo alles drinsteht, die ganze G’schicht’ schreib’ ich auf … oder noch besser: ich schreib’s dem Obersten, ich mach’ eine Meldung ans Regimentskommando … ganz wie eine dienstliche Meldung … Ja, wart’, du glaubst, daß sowas geheim bleiben kann? – Du irrst dich – aufgeschrieben wird’s zum ewigen Gedächtnis, und dann möcht’ ich sehen, ob du dich noch ins Kaffeehaus traust! – Ha! – „das möcht’ ich sehen“, ist gut! … Ich möcht’ noch manches gern seh’n, wird nur leider nicht möglich sein – aus is! –
Jetzt kommt der Johann in mein Zimmer, jetzt merkt er, daß der Herr Lieutenant nicht zu Haus geschlafen hat. – Na, alles mögliche wird er sich denken; aber daß der Herr Lieutenant im Prater übernachtet hat, das, meiner Seel’, das nicht … Ah, die Vierundvierziger! zur Schießstätte marschieren s’ – lassen wir sie vorübergeh’n … so, stellen wir uns daher … – Da oben wird ein Fenster aufgemacht – hübsche Person – na, ich möcht’ mir
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/049&oldid=- (Version vom 1.8.2018)