ich nicht ins Konzert gegangen, und alles das wär’ nicht passiert … Was ist denn nur passiert? … Es ist grad’, als wenn hundert Jahr’ seitdem vergangen wären, und es kann noch keine zwei Stunden sein … Vor zwei Stunden hat mir einer „dummer Bub“ gesagt und hat meinen Säbel zerbrechen wollen … Herrgott, ich fang’ noch zu schreien an mitten in der Nacht! Warum ist denn das alles gescheh’n? Hätt’ ich nicht länger warten können, bis ganz leer wird in der Garderobe? Und warum hab’ ich ihm denn nur gesagt: „Halten Sie’s Maul!“? Wie ist mir denn das nur ausgerutscht? Ich bin doch sonst ein höflicher Mensch … nicht einmal mit meinem Burschen bin ich sonst so grob … aber natürlich, nervos bin ich gewesen – alle die Sachen, die da zusammengekommen sind … das Pech im Spiel und die ewige Absagerei von der Steffi – und das Duell morgen nachmittag – und zu wenig schlafen tu’ ich in der letzten Zeit – und die Rackerei in der Kasern’ – das halt’ man auf die Dauer nicht aus! … Ja, über kurz oder lang wär’ ich krank geworden – hätt’ um einen Urlaub einkommen müssen … Jetzt ist es nicht mehr notwendig – jetzt kommt ein langer Urlaub – mit Karenz der Gebühren – haha! …
Wie lang werd’ ich denn da noch sitzen bleiben?
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)