Schrecklich, so herumlaufen, wie der – das heißt: herumlaufen kann er nicht, g’führt muß er werden – so ein junger Mensch, kann heut’ noch keine Zwanzig sein … seine Geliebte hat er besser getroffen … gleich war sie tot … Unglaublich, weswegen sich die Leut’ totschießen! Wie kann man überhaupt nur eifersüchtig sein? … Mein Lebtag hab’ ich so was nicht gekannt … Die Steffi ist jetzt gemütlich in der Gartenbaugesellschaft; dann geht sie mit „ihm“ nach Haus … Nichts liegt mir dran, gar nichts! Hübsche Einrichtung hat sie – das kleine Badezimmer mit der roten Latern’. – Wie sie neulich in dem grünseidenen Schlafrock hereingekommen ist … den grünen Schlafrock werd’ ich auch nimmer seh’n – und die ganze Steffi auch nicht … und die schöne, breite Treppe in der Gußhausstraße werd’ ich auch nimmer hinaufgeh’n … Das Fräulein Steffi wird sich weiter amüsieren, als wenn gar nichts gescheh’n wär’ … nicht einmal erzählen darf sie’s wem, daß ihr lieber Gustl sich umgebracht hat … Aber weinen wird s’ schon – ah ja, weinen wird s’ … Überhaupt, weinen werden gar viele Leut’ … Um Gottes willen, die Mama! – Nein, nein, daran darf ich nicht denken. – Ah, nein, daran darf absolut nicht gedacht werden … An Zuhaus wird nicht gedacht,
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/032&oldid=- (Version vom 1.8.2018)