mir ja nichts davon … Wieviel schlagt’s denn? … 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 … elf, elf … ich sollt’ doch nachtmahlen geh’n! Irgendwo muß ich doch schließlich hingeh’n … ich könnt’ mich ja in irgendein Beisl setzen, wo mich kein Mensch kennt – schließlich, essen muß der Mensch, auch wenn er sich nachher gleich totschießt … Haha, der Tod ist ja kein Kinderspiel … wer hat das nur neulich gesagt? … Aber das ist ja ganz egal …
Ich möcht’ wissen, wer sich am meisten kränken möcht’? … Die Mama, oder die Steffi? … die Steffi … Gott, die Steffi … die dürft’ sich ja nicht einmal was anmerken lassen, sonst gibt „er“ ihr den Abschied … Arme Person! – Beim Regiment – kein Mensch hätt’ eine Ahnung, warum ich’s getan hab’ … sie täten sich alle den Kopf zerbrechen … warum hat sich denn der Gustl umgebracht? – Darauf möcht’ keiner kommen, daß ich mich hab’ totschießen müssen, weil ein elender Bäckermeister, so ein niederträchtiger, der zufällig stärkere Fäust’ hat … es ist ja zu dumm, zu dumm! – Deswegen soll ein Kerl wie ich, so ein junger, fescher Mensch … Ja, nachher möchten’s gewiß alle sagen: das hätt’ er doch nicht tun müssen, wegen so einer Dummheit; ist doch schad’! … Aber wenn ich jetzt wen immer fragen tät’, jeder möcht’ mir die gleiche
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/025&oldid=- (Version vom 1.8.2018)