und daß ich deswegen in die Kadettenschul’ gesteckt worden bin … Die Leut’ können eben unserein’n nicht versteh’n, sie sind zu dumm dazu … Wenn ich mich so erinner’, wie ich das erstemal den Rock angehabt hab’, so was erlebt eben nicht ein jeder … Im vorigen Jahr bei den Manövern – ich hätt’ was drum gegeben, wenn’s plötzlich Ernst gewesen wär’ … Und der Mirovic hat mir g’sagt, es ist ihm ebenso gegangen. Und dann, wie Seine Hoheit die Front abgeritten sind, und die Ansprache vom Obersten – da muß einer schon ein ordentlicher Lump sein, wenn ihm das Herz nicht höher schlägt … Und da kommt so ein Tintenfisch daher, der sein Lebtag nichts getan hat, als hinter den Büchern gesessen, und erlaubt sich eine freche Bemerkung! … Ah, wart’ nur, mein Lieber – bis zur Kampfunfähigkeit … jawohl, du sollst so kampfunfähig werden …
Ja, was ist denn? Jetzt muß es doch bald aus sein? … „Ihr, seine Engel, lobet den Herrn“ … – Freilich, das ist der Schlußchor … Wunderschön, da kann man gar nichts sagen. Wunderschön! – Jetzt hab’ ich ganz die aus der Loge vergessen, die früher zu kokettieren angefangen hat. Wo ist sie denn? … Schon fortgegangen … Die dort scheint auch sehr nett zu sein … Zu dumm, daß ich keinen
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/014&oldid=- (Version vom 1.8.2018)