Einmal arbeite ich in meinem Gärtchen, als plötzlich die jüngere Schwester gelaufen kommt: „Domache! Domache! Es kommen Brautwerber, sie sind schon ganz nahe!“
Wehe, weh’ mir! Ich lief ins Haus und im Vorhaus blieb ich stehen. Ich höre – mit meinem Vater hat man eine Unterredung: „Man kommt zu Euer Gnaden vom Herrn Ignatz“, hörte ich jemanden sprechen.
Der Vater kam heraus, um die Tür zu öffnen und ich verneige mich vor ihm bis zu den Füßen und weine: „Teueres Väterchen, macht Euer Kind nicht unglücklich!“
„Welcher Hundesohn will dich denn unglücklich machen? Still, beruhige dich doch, weine nicht!“
„Werden wir dich etwa zwingen, mein Töchterchen?“ sagt die Mutter, „wozu das Weinen?“
Ich bin so frohgemut und danke ihnen aus aufrichtigstem Herzen: „Gott lohne es Euch Mutter, daß Ihr mich einem ungeliebten Manne nicht gebet!“
Der Vater bewirtete diese Brautwerber, dankte für die Ehre: „Unser Kind –“ sagte er – „ist noch zu jung, wir müssen es noch selber lieben und es auch noch Vernunft lehren!“
„Das – mein Töchterchen –“ sagte die Mutter, als die Brautwerber hinausgeleitet waren – „das ist dein Mond, der hinter die Wolken verschwand.“
Als ich jenes Übel überstanden, ward mir gleichsam wohler zu Mute; nun erwarte ich ruhig Danylo aus der Krim … denke oft nach, wie es sein wird, wenn er kommen und ich ihn wiedersehen werde! Aber wenn ich andererseits daran denke, daß ihm auf der Reise ein Unglück zustoßen könnte – so fühle ich mein Herz erstarren; ich gehe dann ins Freie, setze mich irgendwohin im Garten und sinne und denke und ein Gedanke überholt den andern … zu einer Arbeit zuzugreifen, empfinde ich keine Lust; so vertändle ich den ganzen Tag.
Eines Morgens war mir so schwer um’s Herz!
Mit einem Male ruft mich die Mutter: „Domasiu! komme doch ins Haus: Gott sandte ehrenwerte Gäste!“
„Was für Gäste?“ fragte ich und zitterte dabei am ganzen Körper.
„Vom Herrn Kornel Dontschuts; er wirbt um dich für seinen Sohn Danylo!“
Du mein lieber, lieber Gott! ich entsinne mich bloß noch, wie mich die Mutter ins Haus führte und dann segnete. Sie gab Handtücher (ich brachte die allerschönsten, die gestickten) und man verlobte uns.
Die Alten berieten sich mit den Brautwerbern und Danylo neigte sich tief über mich:
„Mein Mädchen!“, sagt er, „liebst du mich so, wie ich dich liebe – so sehr?“
Ich schweige … aber ich bin schon zufrieden, wenn ich ihm nur zuhören kann!
… Jeden Abend kam er dann zu mir in den Garten und die Nacht verflog mir mit ihm, als wär’ sie erst angebrochen.
„Siehst du meine Tochter,“ sagte die Mutter, „das ist jener Mond, der dir im Traume in die Hände gerollt ist!“
Auch Martha verlobte sich mit Kyrylo Savtyr; an ein und demselben Tage war auch unsere Hochzeit. Da gestand sie mir auch die Wahrheit ein: „Ich habe,“ sagte sie, „die alte Bulbycha auf Forschungen nach Masowyschtsche ausgeschickt; sie war diejenige, die alles ausgekundschaftet hatte; sie sah den Kyrylo selber und den Danylo und brachte mir jene Nachrichten.
: Ruthenische Revue, Jahrgang 2.1904. Verlag der Ruthenischen Revue, Wien 1904, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RuthenischeRevue1904SelectedPages.pdf/128&oldid=- (Version vom 10.9.2022)