Tochter. Sie haben guten Muth.
Liebhaber. Ich habe dir in sieben Jahren einen ganzen Roman von Briefen geschrieben – ein Roman muß mit einer Heirath schließen. Sagt mir geschwind: wie ist der Alte geworden? Seit meinem Abgange zur Universität habe ich ihn nur selten und flüchtig gesehen, gestern bei meinem Antrittsbesuche, nach langer Abwesenheit, hatte ich nur Augen für dich – wie muß man ihn behandeln? Soll ich ehrbar oder schelmisch, lustig oder gemessen sein?
Mutter. Ach, er hat sich ganz auf das Studium der Philosophie gelegt.
Liebhaber. Das ist entsetzlich!
Mutter. Und nun hält er seinen Eigensinn für Festigkeit, sein Phlegma für philosophischen Gleichmuth. Ach, er ist sein Lebenlang eigensinnig und phlegmatisch gewesen!
Liebhaber. Ich weiß genug. Gehen Sie, verkünden Sie den Vettern und Basen: heute Abend sei Verlobung!
Tochter. Sie scherzen grausam.
Mutter. Aber –
Liebhaber. Nichts Scherz, nichts aber! Nur fort, laßt mir das Feld rein – ich will den Angriff beginnen.
Tochter. Nun denn –
Liebhaber (indem er beide abführt). Lebe wohl – – auf eine halbe Stunde und auf fröhliches Wiedersehen.
Mutter
(ab).
Tochter
Liebhaber (allein). Halt, wie fangen wir es am
Roderich Benedix: Unerschütterlich. J. J. Weber, Leipzig 1848, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Unersch%C3%BCtterlich_(1848).pdf/11&oldid=- (Version vom 22.11.2023)