Amalie (Hannchen umarmend). Ich komme zu dir, um mich auszusprechen. Ich bedarf der Theilnahme einer liebenden Freundin.
Hannchen. Du machst mich ängstlich. Sprich, erzähle.
Amalie. Ja, wo soll ich anfangen. Es treibt sich alles so in meinem Kopfe durcheinander –
Hannchen. Mir scheint es eher in deinem Herzen.
Amalie. Ach, du magst Recht haben. Noth und Entzücken, Freude und Hoffnungslosigkeit – alles wechselt in mir.
Hannchen. Freude und Hoffnungslosigkeit, Noth und Entzücken –? Das kann ja der beste Dichter nicht zusammen reimen. So rede doch!
Amalie. Sind und bleiben wir hier ungestört?
Hannchen. Ich erwarte meinen Freund zurück.
Amalie. So komm in das Gärtchen hinter dem Hause – ich will dich von Allem unterrichten.
Hannchen. Ich bin entsetzlich neugierig. Hier durch die Hinterthüre.
Alsdorff (zieht den Hauptmann nach sich). Hier herein, hier sind wir ungestört, nicht umgeben von der lästigen Neugier. (Ihn umarmend.) Mein guter, lieber Karl.
Hauptmann. Nach fünfzehn Jahren finde ich dich
Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/48&oldid=- (Version vom 15.5.2023)