„Yoe ist verloren! Der Arzt gibt keine Hoffnung! Ein so tüchtiger Mensch! Ein so mächtiger Verstand und eine so erhabene Seele – im Irrenhaus …“
„Dank eurem Spiritismus!“ Zenon konnte seinen Ärger nicht mehr unterdrücken.
„Vielleicht sind auch wir ein wenig mit schuld daran!“ flüsterte Mr. Smith demütig, in aufrichtiger Reue. „Aber vor allen Dingen haben es diese ungeheuerlichen Fakirexperimente gemacht, denen er sich schon seit langer Zeit gewidmet hatte. Er wollte unbedingt ein Yoghi werden, ein heiliger Wundertäter und reiner Geist. Er wünschte, das Unerkennbare zu erkennen … Sein Wahn hat mich darin bekräftigt, daß derartige Experimente für Europäer verderblich sind! Wer nur daran gerührt hat, ist gestorben oder wahnsinnig geworden. Ich könnte viele bekannte Namen nennen!“
„Und trotzdem hören Sie nicht auf, Apostel dieser Wahrheiten zu sein!“ flüsterte Zenon bitter.
„Von dem Augenblick an, wo ich sah, wie Yoe wahnsinnig wurde, habe ich mir zugeschworen, mich nicht mehr mit Spiritismus zu befassen. Ich bin nämlich sehend geworden, ich habe auf meinen Lippen die bittere Wahrheit verspürt, daß wir, wir Europäer, eine niedrigere Rasse sind, daß wir psychisch nur Tschandala sind … Nur ein Hindu kann die Grenzen der Materie überschreiten, kann in das unsterbliche Antlitz des Lichtes schauen. Das sind die Auserwählten der Auserwählten! Das sind Seelen, die bereits im letzten Awatar sind! Herr, mein ganzer
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/314&oldid=- (Version vom 1.8.2018)