wie ein Stück Holz, das der Strom fortreißt, – ohne zu denken, wohin er fließe und wozu.
„Wie merkwürdig das ist!“ Er war verwundert, denn er verstand jetzt erst die ganze Ungewöhnlichkeit von allem, was er soeben erlebt hatte.
So geriet er in den Hydepark und irrte lange auf den leeren Wegen umher. Der Tag breitete sich grau und düster aus, von allem ringsumher wehte ihn eine traurige Totenstille an, die blätterlosen Bäume bebten ohnmächtig, das Wasser hatte den Schimmer matter, erblindeter Augen, hoch über dem Parke kreisten Scharen von Vögeln, zuweilen krächzten Krähen. Die Traurigkeit dieses düsteren Tages sickerte langsam in sein Herz, und ihre Stiefschwester, die Melancholie, begann ihre moderigen Leichenhände auf seine fieberigen Augen zu legen. Es bemächtigte sich seiner eine unerklärliche Apathie, das Feuer erlosch, und die Langeweile breitete die grauen Wolken der Ohnmacht darüber. Er wurde hoffnungslos traurig in seinem Herzen, – sogar jene zauberhaften Visionen, an denen sich noch vor einem Augenblick seine Einbildung berauscht und vor denen er verzückt gekniet hatte, begannen sich in gewöhnliche Wirklichkeit zu verwandeln, etwas Zufälliges und Alltägiges zu werden. Selbst die letzten Worte Adas kamen ihm wie ein längst verklungener leerer Schall vor. Mit einer Art Schreck fühlte die Wallungen und das wunderbare Glück, das er vor kurzem empfunden hatte, die zugleich mit Adas Erscheinen wieder aufgewacht waren, zu Nichts werden und aus seiner Seele herausfließen, wie Wasser aus einem zerbrochenen Kruge,
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/243&oldid=- (Version vom 1.8.2018)