indem er sich nebelhaften Hoffnungen hingab, da Wochen vergingen und sie immer gleich kalt, unnahbar und fern blieb, zerriß er in einer letzten verzweifelten Anstrengung alle Bande, die ihn an die Heimat fesselten, und floh weit in die Welt hinaus; er hatte sich ein neues Leben geschaffen und beinahe vergessen.
Und jetzt, nach so vielen Jahren, steht plötzlich dieses Gespenst der Vergangenheit vor ihm.
Und was will sie denn von mir? sann er düster, während er voll Unruhe in ihre stolzen königlichen Augen blickte. – Ich gehe nicht ins alte Joch, nein! Er empörte sich immer verbissener.
Nachdem sie das Theater verlassen hatten, mahnte ihn Heinrich sehr herzlich, er müsse mit ihnen die ganze Zeit verleben.
„Ich habe Herrn Zenon schon für morgen ins British Museum gebeten.“
„Ich werde kommen, wenn meine Braut mich nicht rufen läßt …“
Adas Augen fingen an, unheimlich zu funkeln, aber sie sagte ungezwungen:
„O ja, die Braut hat den Vorrang, sogar vor uns.“
Heinrich begann voll Neugier nach ihr zu fragen.
„Morgen werde ich es euch ausführlicher erzählen. Ihr müßt sie kennen lernen. Es trifft sich sogar sehr gut, daß sie jemand von den Meinen kennen lernt! Auf Wiedersehen!“
Damit trennten sie sich. Zenon war nervös und ärgerlich auf sich, auf Ada und auf die ganze Welt und beschloß feierlichst, morgen nicht ins British Museum zu gehen.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)