ein plötzlicher Blitzstrahl, und zündete sich schnell eine Zigarette an. Da trat Ada mit einem schlanken Mädchen ein, dessen Gesicht ganz von hellblonden Locken umrahmt und überaus reizend war.
„Wanda, das ist dein Onkel!“
Das Mädchen tauchte seine großen, blauen Augen in die seinen.
„So begrüßt euch doch!“ kommandierte Heinrich.
Das Mädchen überwand seine Schüchternheit und umarmte ihn. Er küßte es mit erzwungener Zärtlichkeit und etwas allzu ostentativ, um eine sonderbare Rührung zu verbergen.
„Sie ist sehr schön; das typische polnische Kind!“
„Sie sieht dir außerordentlich ähnlich.“
„Ein ganz anderer Typ!“ Zenon fühlte sich unangenehm berührt.
„Im Gegenteil, es ist ganz der Familientyp! Früher, vor der Krankheit, war Heinrich Ihnen doch auch sehr ähnlich,“ sagte Ada, den Kopf des Kindes an sich schmiegend, und in ihren Augen glomm etwas Rätselhaftes, ihre Lippen umspielte ein nicht zu entzifferndes Lächeln; auch Heinrichs Gesicht hatte den traurigen Ausdruck der Resignation, nur die kleine Wanda, die sich an ihre Mutter schmiegte, warf Zenon heitere, belustigte Blicke zu.
Das Gespräch stockte immerfort, es schleppte sich schwer weiter und sprang unaufhörlich von Gegenstand zu Gegenstand, ohne bei einer Sache bleiben zu können. Denn es lag zwischen ihnen die Trennung so vieler Jahre, und es verbanden sie nur Erinnerungen von früher her, die schon ein wenig verwischt waren, und
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)