„Du hast mir nichts auf den Plan einer Reise mit dem Vater geantwortet.“
„Ich werde morgen bei ihnen sein.“
Sie gingen ziemlich kühl auseinander.
Zenon öffnete ungeduldig das Telegramm.
„Wir warten seit zwei Tagen auf Dich. Komm oder antworte. Heinrich.“
Die Depesche war in polnischer Sprache, und er verstand ihren Inhalt trotz grober Schreibfehler, nur konnte er nicht begreifen, von wem sie käme?
„Offenbar ein Landsmann! Das Ende vom Liede wird sein, daß er mich um einige Pfund bittet,“ dachte er bitter, während er seine Wohnung betrat.
„Wir warten seit zwei Tagen. Sind Briefe da?“
„Es liegt alles auf dem Schreibtisch,“ erklärte der Diener.
„Sind die von heute?“
„Seit vier Tagen lege ich sie zusammen …“
„Ja … seit vier Tagen … richtig, ich habe vergessen, sie durchzusehen.“
Ganz oben leuchtete ein blaues Kuvert, welches mit nicht englischen Schriftzügen adressiert war. Er wog es in der Hand, besah es von allen Seiten, endlich riß er es auf, las den Brief in einem Atemzuge und war starr.
Da schrieb ihm sein Vetter, der vor einigen Tagen nach London gekommen war und ihn dringend zu sehen wünschte. Ganz unten war ein kurzer Nachsatz:
„P. S. Ich bitte sehr und warte sehnsüchtig. Ada.“
„Ada! Ada!“ Er starrte auf die Reihe zierlicher,
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)