„Bald … Denkst du daran?“
„Ich warte, warte …“ antwortete er mit stummen Lippen. Und er starrte so lange und hartnäckig dem Zuge nach, der langsam in der Ferne verschwand, bis Yoe, der seinen Zustand erkannt hatte, sein Handgelenk heftig preßte und ihm leicht in die Augen blies.
„Komm jetzt, es ist kalt,“ rief er befehlend. Zenon schüttelte sich wie im Fieber, und als erwache er, ließ er seine Augen fragend umherschweifen.
„St. Pancrace-Station! Erkennst du’s nicht?“
Zenon lachte sonderbar nervös aus.
„Es ist doch merkwürdig: ich habe wahrhaftig einen Augenblick nicht gewußt, wo ich bin, ich hatte das Empfinden, als führe ich im Zuge und unterhielte mich. Ich verstehe nicht, was mir war!“ Er strich sich über die Stirn, er versuchte die losen Trümmer irgendwelcher Erinnerungen zusammenzufügen.
„Das sind die Reste irgendeiner Krankheit, oder vielleicht ihr Anfang …“ sagte Yoe.
„Es kann sein, ich fühlte mich seit einigen Tagen unglaublich überreizt! Ich war sicher, es müßte mir etwas Außergewöhnliches begegnen.“
„Du solltest verreisen! Sogar unser Arzt sagte mir, ich sollte dir raten, das Klima und die Umgebung zu wechseln, vor allem aber die Umgebung.“
„Das ist wahr: unsere Pension ist etwas verrückt.“
„Und verschiedene Personen üben einen etwas sehr gefährlichen Einfluß auf dich aus.“
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)