ihre Lippen bebten, sie neigte sich fast bis an seinen Mund und flüsterte:
„Nur einen Traum können wir zusammen träumen; das Leben – dürfen wir nicht.“
„Und wann soll das geschehen?“ fragte er voller Furcht, daß alles bald entschwinden würde.
„Vielleicht heute noch … Vielleicht morgen … Ich weiß nicht; aber wenn der Augenblick gekommen ist, werde ich vor dir erscheinen, und du …“
„Und ich werde dir folgen! O Daisy! O Daisy! Ich träume Unsagbares.“
„Wir werden voneinander träumen … Wir werden unsere früheren Leben und Awatare noch einmal träumen.“
„Deine Worte erwecken mich, ich bin in dir auferstanden.“
„Denn ich bin du, wie eine Blume ihr Duft ist!“
„Ich muß dich schon früher geliebt haben, früher und immer …“
„Denn immer war ich bei dir, und immer war ich deine Seele …“
„Ich weiß … vorzeiten … vor dem Sein … Ich muß eine Sonne gewesen sein und war erloschen und untergegangen in der Grenzenlosigkeit deines heiligen Auges.“
„Wirst du mit mir gehen? …“ Sie bohrte ihre Augen in die seinen, die unbeweglich waren.
„Und wäre es in den Tod! Liebst du mich?“ Er erstarb in übermenschlicher Rührung.
Doch Daisy war von ihrem Platz aufgesprungen, denn der Panther hatte sich plötzlich erhoben und begann,
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/191&oldid=- (Version vom 1.8.2018)