„Längst schon sehnte ich mich danach, Sie zu sehen, schon lange habe ich Sie herbeigesehnt!“
„Ich hörte es, ohne zu wissen, wer mich riefe.“
Der Springbrunnen flüsterte leise und übersäete die Mandelblüten, die wie eine rosige Wolke aus dem grünen Strauchwerk emporragten, mit seinem Wasserstaub; ein starker, betäubender Blumenduft erfüllte die Orangerie.
„Erinnern Sie sich?“ fragte sie, seine Hand berührend.
„An alles …“
„Wer mit mir dort war, gehört ‚Ihm‘.“
„Ich bin dein, Herrin, dein,“ wiederholte er, den Kopf vor ihr neigend.
Ein Lächeln, wie ein heiteres Wetterleuchten, erhellte ihr blasses Gesicht, ihre Augen flammten auf, und die purpurnen Lippen flüsterten:
„Soll es also geschehen, ja?“
„Das, was geschehen soll! Ja, ja, das dachte ich, das ersehne ich.“
„Und bist du bereit?“
„Und gälte es auch, zu sterben!“ rief er leidenschaftlich, die ganze Welt vergessend. Er hatte seine ganze Seele in ihr ertränkt. Er blickte demütig zu ihr auf, mit sklavischen Augen der Hingebung und der Abhängigkeit, er fühlte, er war für immer an ihre Seele gefesselt; wenn sie sagen würde: Stirb! – er würde diesem Befehl mit Wonne gehorchen.
Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn tief in das Dunkel der Bambusbüsche. Dort setzten sie sich. Der Panther schaute mit grünen, wachsamen Augen auf sie.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)