ich kann mich an nichts mehr erinnern … Ich habe zwar eine Spur von Erinnerung, aber die ist so nebelhaft, daß ich gar nicht klug daraus werden kann … Ich kühle nur eine Art Unruhe, es ist, als wäre ich im Nebel … Und setzt diese Veilchen …“
„Sie sind von ihr!“
„Sie war hier, war bei mir?“ rief er erstaunt.
„Ein gewöhnlicher Apport, sie brauchte nicht erst hierherzukommen, um sie dir auf die Brust zu werfen.“
„Es kann sein, aber ich kann an diese wundersamen Apporte nicht recht glauben.“
„Wunder geschehen mit dir, geschehen um dich herum, du aber bemerkst nichts, bist blind gegen das Licht,“ sagte Yoe mit einer gewissen Bitterkeit.
„Es ist wahr, es gehen außergewöhnliche, unerklärliche Dinge mit mir vor …“
Er erinnerte sich plötzlich an zerstreute Trümmer von Geschehnissen und Gefühlen.
„Hast du heute Nacht bei mit gewacht? Ich entsinne mich dessen unklar.“
„Ich war bei dir, ich war …“ Yoe zuckte plötzlich zusammen und warf sich heftig nach hinten, denn wieder erblickte er sich gegenüber – sich selbst.
„Was hast du denn?“
„Nichts … nichts … sage mir, wo ich bin,“ flüsterte Yoe ängstlich, indem er mit den Blicken sein zweites Ich verfolgte, das sich gleichfalls über Zenon neigte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
„Nun, hier, bei mir, ich verstehe nichts.“ Die Erregung Yoes beunruhigte Zenon.
„Nimm meine Hand … halte sie fest … fester,“
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)