„Fürchte dich nicht, ich bin bei dir,“ hörte er ganz nahe bei sich die Stimme Daisys.
Er versank plötzlich in Demut, fiel auf das Gesicht, gleichsam zu Füßen der Unsichtbaren und flüsterte mit einer Stimme voll tiefster Hingebung:
„Ich weiß nichts, ich verstehe nichts, aber ich fühle, daß du bei mir bist.“
„Denke, und du wirst mich immer und überall finden.“
Seine Seele verschloß sich gegen alles und verfiel in lange Erstarrung.
Als er sich von der Erde erhob, war die Grotte ganz in eine blasse, bläuliche Helligkeit getaucht. Baphomet stand da wie ein Gebüsch aus purpurrotem Feuer, und zu seinen Füßen kroch auf dem weißen Körper Daisys, welche dalag, als wäre sie ans Kreuz geschlagen, ein Schatten, wie der des Panthers, und schien sie zu umarmen.
Die Grotte war leer; die übermenschliche Angst um Daisy spannte Zenons ermattete Kräfte so an, daß er vor Angst wie wahnsinnig aus ganzer Kraft ausschrie und sich gegen die Wand warf, als wollte er ihr zu Hilfe eilen.
Plötzlich war alles verschwunden, die bronzene Tür schlug krachend zu, er stand wieder vor der düsteren Ruine, unsicher, zögernd und ratlos wie zuvor, als wenn er nie dort Eingang gefunden hätte.
Wohin kann sie verschwunden sein, dachte er wie zuvor; er konnte sich an nichts mehr erinnern, seine verwunderten Augen glitten über die Ruinen; er ging wieder um das Haus herum, und da er alle Eingänge
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/167&oldid=- (Version vom 1.8.2018)