Eine starke Stimme ertönte mit ehernem Klange.
„Was willst du?“
„Sterben für ihn,“ antwortete unerschrocken eine zweite.
„Willst du dem Tode angetraut werden?“
„Ich bin der Rache und dem Geheimnis angetraut.“
„Verfluchst du das ‚A‘?“
„Ich verfluche es!“
„Verfluchst du das ‚O‘?“
„Ich verfluche es!“
„Verfluchst du das ‚M‘?“
„Ich verfluche es!“ erklang in wohltönenden unerschrockenen Worten die Antwort.
Zenon verstand nichts von der weiteren Litanei der schrecklichen Schwüre und Verwünschungen, die das Blut erstarren machten; denn er lauschte mit ganzer Seele dem Widerklang der schwörenden Stimme, er fühlte an dem Schauer, der in ihm erwachte, daß er sie schon irgendwo gehört hatte … So haschte er denn danach wie nach einem Schmetterling, ohne auf das entsetzliche Ritual zu achten, das sich ununterbrochen hinzog, bis er schließlich ganz deutlich erkannte, daß es Daisy war, daß man sie mit diesen geheimnisvollen Zeremonien dem Baphomet weihte; doch er wunderte sich nicht darüber, – als wäre er bereits der Fähigkeit beraubt, über irgend etwas in Verwunderung zu geraten.
Die Dunkelheit wich, und in der Grotte begann es etwas heller zu werden.
Daisy saß zwischen den Knien Baphomets in derselben Stellung wie er, die herabhängenden Hände
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/164&oldid=- (Version vom 1.8.2018)