er plötzlich und erinnerte sich dessen, wonach er schon so viele Tage jagte.
„Folge dem, was dir begegnet … folge dem, was dir begegnet,“ wiederholte er mit fahlen Lippen; und ohne weiter nachzudenken, ohne Zaudern, ohne die geringste Lust, zu widerstreben, ruhig, beinahe kalt, völlig bewußt, beschloß er, gehorsam diesem unerbittlichen Geheiße zu folgen, das ihn völlig in der Gewalt hatte.
Er ging in unbekannter Richtung fort, jenem Liede nach, welches manchmal mit leisen Tönen aus dem Schatten hervorquoll und ihm ein Wegweiser zu jenem Ungekannten war.
„Ich gehe … ich komme,“ flüsterte er dann und wann und beschleunigte seine Schritte.
Erst in Picadilly lösten sich diese Klänge völlig auf und versanken in dem Lärm und dem Getöse der Straßen. Da blieb er ratlos stehen und schaute sich in den Straßen um.
Auf der anderen Seite, in der Beleuchtung eines Schaufensters, erblickte er deutlich Daisy, er eilte ihr sofort nach, doch konnte er sich ihr nicht nähern infolge des Gedränges der Massen, über denen er ihren Kopf sah.
„Möge denn geschehen, was geschehen soll,“ dachte er, nicht im geringsten über diese Begegnung verwundert und völlig überzeugt, daß er deswegen hierher gekommen wäre, daß es so sein solle.
Er folgte ihr in kurzer Entfernung und näherte sich ihr nicht einmal dann, wenn sich die Menge zerstreute, wenn sie durch beinahe leere Straßen gingen,
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)