Man soll nicht danach fragen …“ schrie der gelbe Herr beinah und hielt sich die Ohren zu, um die Fragen nicht zu hören.
„Wozu ein Geheimnis daraus machen? Diese künstliche Geheimnistuerei scheint mir beinahe schon wie Betrug.“
„Hüten Sie sich davor, es zu enthüllen. Es gibt Dinge, an die man mit gewöhnlicher Neugier nicht herandarf, denn sie rächen sich. Du bist ‚ein Ungläubiger‘, drum spielst du wie ein Kind mit der Flamme, ohne zu wissen, daß sie dich jeden Augenblick erfassen kann … O, ich warne dich sehr: halte dich fern von Miß Daisy! Das ist ein unheilverkündendes Feuer. Wir selbst fürchten sie … Sie erscheint auf den Seancen und vollbringt Wunder, wie sie niemals jemand erträumt hat, sie enthüllt erschütternde Dinge und verkündet solche Wahrheiten, daß … daß wir allen Grund zu Befürchtungen haben … Wir haben allen Grund, ihre Macht zu fürchten, und den Verdacht, daß sie eine Abgesandte nicht des Herrn, sondern ‚Jenes‘ ist, vielleicht sogar seine Verkörperung …“
„Wessen?“ fragte Zenon leise und zuckte unbewußt zusammen.
„Des Baphomet!“ flüsterte Mr. Smith ängstlich, nahm eine Prise Salz aus der Westentasche und verstreute sie abergläubisch ringsherum.
„Baphomet?“ wiederholte Zenon, – er verstand nichts davon.
„Still, sprechen wir diesen Namen nicht mehr aus, o Gott,“ schrie der gelbe Herr plötzlich laut auf und
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)