geratene Frisur wieder herzustellen oder ihr eine Schleife zu binden. Endlich begann der alte Diener, der aussah wie eine Wachsfigur, die Speisen herumzureichen, er huschte leise und schleichend wie eine Katze hinter den Stühlen vorbei, so daß jeden Augenblick sein gelbes, bartloses Gesicht über einer Schulter auftauchte.
Sie aßen in solchem Schweigen, daß Yoe es schon nach der Suppe nicht mehr ertragen konnte und sagte:
„Weswegen seid Ihr denn heute so düster?“
„Wie immer … Hast du’s denn in den zwei Wochen vergessen,“ bemerkte Miß Dolly sauer und seufzte kläglich.
„Die Knöpfe werden dir von der Bluse abspringen von diesem ewigen Seufzen,“ rief der Alte.
Betsy konnte das Lachen nicht mehr unterdrücken und platzte laut heraus.
„Hör’ auf, ich bitte dich, Betsy!“ rügte Dolly streng.
„Aber im Gegenteil, lach’, Betsy, lach’ ganz ungezwungen!“
„Ich kann nicht essen, wenn jemand so unsinnig lacht,“ erklärte Dolly.
„Und ich habe gerade dann einen besseren Appetit; also lach’, Kleine,“ rief der Alte.
„Ach diese Männer,“ jammerte Miß Dolly nach einer Weile mit Grabesstimme.
„Ach diese Tanten,“ wiederholte er mit so komischer Stimme, daß Betsy wieder zu lachen anfing; sogar Yoe konnte sich nicht mehr halten, und Dick ließ beinahe die Schüssel auf den Rücken von Miß Dolly
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/067&oldid=- (Version vom 1.8.2018)