wiederfinden. Vergebens bemühte er sich darum, er berührte verschiedene Fragen und Gegenstände, versuchte sogar, sie durch Ironie aus dieser schweigenden Erstarrung herauszureißen; sie antwortete nur ungern und oft sogar ungeduldig, wobei sie ihn nicht mehr anschaute, ja, ihn beinahe nicht einmal mehr sah, so daß er unangenehm berührt, ja fast beleidigt, aufstand, ohne eine Wort zu sagen.
Er durchmaß das Zimmer, aber so ungeschickt, daß er beinahe die Katzen getreten hätte; er bat Mrs. Tracy ziemlich kühl um Entschuldigung, setzte sich gereizt an das Harmonium und ließ seine Finger willenlos über die Klaviatur gleiten, während er über das merkwürdige Verhalten Daisys nachdachte.
In der Tiefe am Kamin stand der Mahatma mit Yoe in einer Gruppe mehrerer Männer; sie sprachen laut und lebhaft, doch Zenon hörte nur den letzten Satz des Hindu:
„Es gibt nur ein Gesetz, das die Welt beherrscht, das Gesetz des unsterblichen Geistes, alles andere ist Schein, ist Trug oder eingebildeter, gelehrter Unsinn!“
Er hörte nicht mehr zu, denn unbewußt ertönte unter seinen Fingern jene Melodie, deren er sich nicht hatte erinnern können, als er die Seance verließ, und die er vergebens drei lange Tage hindurch hatte aus sich herausreißen wollen. Sie kam ihm jetzt von selbst und floß in ein Ganzes zusammen; sie war erstaunlich in ihrer Einfachheit und ihrem merkwürdigen, noch nie gehörten Rhythmus, sie war ihm völlig fremd in ihrer Form und in ihrem musikalischen Inhalt. Er spielte
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/061&oldid=- (Version vom 1.8.2018)