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Seite:Relativitaetsprinzip (Lorentz).djvu/7

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nicht angenommen werden. A und B (Fig. 2) mögen die zwei Komponenten eines (spektroskopischen) Doppelsternes vorstellen. Wir stellen uns einfachheitshalber vor, daß diese Komponenten sich um ihren gemeinschaftlichen Schwerpunkt M bewegen in einer Ebene,

die auch durch den in der Richtung nach P in sehr großem Abstand sich befindenden Beobachter hindurchgeht. Es ist klar, daß nach der Ritzschen Voraussetzung ein von A ausgesandtes Lichtsignal den Beobachter später treffen wird als ein zu gleicher Zeit von B ausgeschicktes Lichtsignal, falls die Geschwindigkeiten der beiden Körper in dem Moment der Emission der Signale von den Pfeilen angewiesen werden. Nach den Berechnungen de Sitters würde dieser Unterschied in der Ankunft der zwei Lichtsignale[1] bemerkbar sein müssen.

Die Folgen, welche dieses auf die relative Bewegung der Doppellinien im Spektrum der Doppelsterne haben würde, stehen im Widerspruch mit der Wirklichkeit.

Wir müssen wohl annehmen, daß das Licht sich im Äther stets mit der Geschwindigkeit c fortpflanzt. Dann bleibt die Schwierigkeit betreffs der Erklärung des negativen Ergebnisses des Michelsonschen Versuches bestehen.

Diese Schwierigkeit ist nun gelöst mittels der Kontraktionshypothese.[2] Nach dieser werden alle Dimensionen des Apparates, die die Richtung der Translationsbewegung haben, verkürzt, und zwar im Verhältnis von 1 zu

(5) .

Dieses Verhältnis ist so gewählt, daß dadurch gerade die Schwierigkeit gehoben wird. Daß dies wirklich der Fall ist, sieht man leicht ein, wenn man auf die Änderung achtet, die die Zeit des Hin- und Herganges zwischen P und Q dadurch erfährt, man sehe Formel (1).

Auf den ersten Blick mag diese Hypothese befremden. Tatsächlich ist es damit nicht so schlimm. Die molekularen Kräfte können


  1. Für einen bestimmten Fall berechnet de Sitter dafür 4 Tage.
  2. H. A. Lorentz, Zittingsversl. Akad. Amsterdam 1 (1892), S. 74; Versuch einer Theorie der elektrischen und optischen Erscheinungen in bewegten Körpern‎, Leiden 1895, S. 120. Fitz Gerald war auf dieselbe Hypothese gekommen und hatte diese in seinen Vorlesungen behandelt, vgl. O. Lodge, Aberration problems, London Phil. Trans. A 184 (1893), S. 727.
Empfohlene Zitierweise:
Hendrik Antoon Lorentz: Das Relativitätsprinzip. B.G. Teubner, Leipzig und Berlin 1914, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Relativitaetsprinzip_(Lorentz).djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)