unter dem trägen Gewölk in der Finsternis sich verliert, genügt für den Tarfid el Imar schon ein winziges Loch in der Wolkendecke, um ein seltsames Bild eines wie von unten her beleuchteten, matten, buckligen und zersprungenen Riesenspiegels hervorzurufen.
Edda segnete den Tarfid el Imar, segnete das Gewölk, das sich ein wenig teilte und ihr endlich die Kuppel und die rote Säule zeigte. Leichtfüßiger schritt sie dahin, das Herz erfüllt von bräutlichem Sehnen. Ihre Seele jauchzte dem Geliebten entgegen, ihre Lippen formten zärtlichste Worte, ihr Gewissen regte sich nicht, brauchte sich nicht mehr zu melden: Sie war ja frei, sie gehörte niemandem mehr, als nur Rolf Terkellen. Heribert Gardner hatte in überraschend feinfühliger, vornehmer Art auf sie verzichtet. Dieses unmögliche Verlöbnis war gelöst … Edda wuchsen Schwingen, streckenweise lief sie über die blanken flachen Hügel mit den aufgescheuchten Straußen um die Wette, die hier im Tarfid el Imar ihr gesetzlich festgelegtes Naturschutzgebiet hatten … Manch eine brütende Straußenmutter ging flüchtig vor ihr davon, kehrte jedoch sehr bald im Bogen zu dem Sandloche und den Rieseneiern zurück, die nur nachts der Wartung bedurften, wenn allzu starke Abkühlung eintrat.
Aber neben Straußen, Schakalen, Wüstenfüchsen und Scharen von Mäusen hauste in diesem Hitzeparadiese mit den eingestreuten kahlen Felsmassen auch der Herr allen Getiers, der Löwe. Auch er genoß hier gesetzlichen Schutz. In den
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)