zu verschieden gewesen, als daß ein Ausgleich durch das enge Band der Ehe hätte stattfinden können. Theresas stummes Gebet kam aus ehrlichem Herzen. Gewiß, als Weib hatte sie immer nur den einen Mann geliebt, der ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden zu weilen schien, – geliebt hatte sie nur Oliver Brex, den Tschandu, das wußte sie heute. Als sie nun die blütenschweren Zweige auf der Grabplatte ordnete, schweiften ihre Gedanken in die jüngste Vergangenheit zurück. Das Bild der mondhellen Tennisplätze im Park des Gouverneurpalastes stieg vor ihr auf, sie saß im Sessel, und sie wollte durch das Tschandu den Tschandu herbeirufen, und – – er war gekommen. – Sie erschauerte … Lähmendes Entsetzen über ihr freventliches Beginnen hatte sie gepackt. Sie hatte eine Geisterbeschwörung gewagt, und Schein und Wirklichkeit waren zu schwer zu trennenden Vorgängen in ihrem opiumberauschten Hirn verschmolzen.
Langsam wandte sie sich um und schritt wieder der Gruppe ihrer schweigenden Begleiter zu. General Bewers und Pelcherzim hatten sich abseits aus ein Mauerstück gesetzt, Tschan stand in der Nähe, weiter ab sah man den Sultan, umgeben von zehn seiner Leute, und am Torbogen des Hofeingangs lehnte Heribert Gardner, während Francois neben ihm nachdenklich und etwas bedrückt an seiner Unterlippe kaute.
Bewers hatte soeben Pelcherzim zugeraunt: „Der Gegenbeweis war nicht zu erbringen. Mossala Dschin behauptete damals, auf ausdrücklichen
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)