droben im Sattel das Gleichgewicht zu halten und nebenher noch den bis dahin mehr als Zierstück mitgeführten Karabiner zu laden. Ein Patronenstreifen entglitt ihr, sie kümmerte sich nicht darum, sie war froh, als der nächste Streifen glatt in der Kammer verschwand und das Schloß zuschnappte. Sie nahm keine Notiz von den beiden einsamen Eingeborenen, die mit hochbepackten Lastkamelen ihren Weg kreuzten und ihr sonderbar nachschauten. Sie schätzte die Zahl der Tuaregs auf dreißig, – was sollten ihr da die beiden alten Halbneger mit ihren Vorderladerflinten nützen?! Immer wieder blickte sie nur nach rechts und nach vorn zum Taleingang, taxierte die Entfernung und atmete auf, als lediglich zwei der im tollsten Galopp dahinsprengenden Gegner ihr vielleicht gefährlich werden konnten. Gewiß, ihre Schußfertigkeit hatte sie eigentlich erst hier in Dscharani auf dem Scheibenstand im Parke unter Anleitung Hauptmann Simkinsons so gefördert, daß sie es sich zutraute, auch aus dem Sattel einen Treffer anzubringen.
Die Minuten der Entscheidung waren da. Edda sah, daß die beiden Tuaregs ihr den Weg verlegen wollten, jedoch durch einen langen natürlichen Dornenwall zu einem weiten Bogen gezwungen wurden. Nur so erreichte sie als erste das Tal, von dem sie gehofft hatte, daß es sich bis in die Steppe hinabziehen würde.
Sie erbleichte, als sie sehr bald gewahrte, daß der Talboden anstieg, die Talwände näher und näher zusammenrückten und hinter der letzten
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/177&oldid=- (Version vom 1.8.2018)