Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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in Europa bekannt zu seyn. Schultens [1] hat bloß aus den drey ersten Büchern dieses Werks einige Excerpte geliefert.
In diesen erscheint ein kriegerischer Geist, der durch die Blutrache, die steten kleinen Kriege einzelner Stämme und Familien, so wie durch die ganze Verfassung des meist nomadischen Volks genährt und ausgebildet wurde. Dieser Heldengeist ist mit Leidenschaft zum Geschlecht genau verbunden, und giebt dieser den Charakter eines rüstigen, wackern Enthusiasmus.
So singt einer von diesen Dichtern: „Dein dacht’ ich, wenn Spieße zwischen uns geschleudert wurden, und schwarze Pfeile unser Blut tranken.“
In eben diesem Geschmacke ist eine andere Stelle, die Jones anführt: „Gewiß! ich dachte deiner, wenn Spieße sich von meinem Blute sättigten, und indischer Stahl darin gebadet wurde. Begierig war ich, jene Schwerter zu küssen, die deinen Zähnen gleich, wenn du lächelst, blitzen.“ [2]
Unstreitig mußte diese rüstige Liebe dadurch noch einen thätigern, unternehmendern Charakter annehmen, daß der Liebhaber bey der eingezogenen Lebensart des Frauenzimmers große Schwierigkeiten zu überwinden hatte, ehe er sich mit seiner Geliebten vereinigen konnte. In einem Gedichte des Amralkeis rühmt sich dieser,
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)