Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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glänzen! „Warum leben Sie zwischen diesen Personen?“ fragte ich einen Mann von vielen geselligen Talenten. „Weil mein Geist hier im Schlafrocke seyn kann!“ war die Antwort.
Die herrschende Denkungsart der guten Gesellschaft unter einer Nation hat immer einigen Einfluß auf die Grundsätze der Selbstdenker. Keiner der französischen Philosophen hat sich von diesem Einflusse in Rücksicht seiner Ideen über Geschlechtsverbindung und Liebe frey erhalten, selbst da nicht, wo die herrschenden Grundsätze gemißbilligt werden. Alle sehen die engeren Verhältnisse zwischen beyden Geschlechtern als die Wirkung eines verfeinerten Egoismus an.
Ein anonymischer Schriftsteller hat in einem Aufsatze über Liebe und Eifersucht einige obenher abgeschöpfte, aber übrigens vernünftige Bemerkungen vorgetragen. Er erklärt die Liebe für eine Zusammensetzung des physischen Bedürfnisses, an welches der Schöpfer die Fortpflanzung der Gattung gebunden hat, mit dem allgemeinen Zuge der moralischen Welt zur Gründung einer engeren Gesellschaft mit einer bestimmten Person. Das Glück der Häuslichkeit, verbunden mit der Befriedigung körperlicher Triebe,
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/289&oldid=- (Version vom 1.8.2018)