Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
|
Gesellschaft dient; und daß endlich die Superiorität des Geistes alsdann leicht geduldet, und sogar geliebt wird, wenn sie mit anspruchloser Liebe gepaart, niemand zurückschreckt, und den großen Haufen zu keiner anhaltenden Spannung seiner Aufmerksamkeit verpflichtet.
Zartheit der Empfindungen, Feinheit der Bemerkungen, Lebhaftigkeit des Ausdrucks, leichte Behandlung aller Gegenstände, die im täglichen Leben vorkommen, unter Leitung des Geschmacks, des Anstandes, und der Bescheidenheit zeichnen die Werke einer Sevigné, la Fayette, la Sabliere, la Suze, Lambert, Deshoutieres und anderer aus. Sie konnten nur das Produkt einer Gesellschaft seyn, die sich oft genug sah, um das Abentheuerliche, Excentrische, Steife und Unnatürliche abzuschleifen, und nicht so viel, um das Neue, Auffallende, Hervorstechende bloß zur Verscheuchung der Langenweile herbeyzuhohlen.
Diese veränderte Stimmung der Gesellschaft überhaupt und der Weiber insbesondere mußte Einfluß auf die engeren Geschlechtsverbindungen und die Art, sie darzustellen, haben. Das Natürliche und Vernünftige bekam auch hier die Oberhand. Der Glaube an wahre Freundschaft unter beyden Geschlechtern
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)