Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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von sinnlichen Begierden gewesen, oder auch nur allgemein dafür gehalten sind. Alles dieß widerspricht nicht nur der Kenntniß des Menschen überhaupt, sondern auch der herrschenden Denkungsart, die wir in den Werken der schönen Litteratur aus dieser Zeit antreffen, und welche gewiß den sichersten Maßstab für dasjenige abgiebt, was die gute Gesellschaft für anständig und edel gehalten hat.
Demungeachtet läßt sich eine gewisse ziemlich allgemeine Denkungsart in Europa nicht verkennen, nach welcher man den Einfluß der Geschlechtsverbindungen auf das Betragen des Mannes, unter Beobachtung einer gewissen Form, für edel und für einen wesentlichen Bestandtheil der Wohlerzogenheit gehalten hat.
Diese Form hat, ich weiß nicht genau wann, aber sicher in dem Zeitraume, mit dem ich mich jetzt beschäftige, [1] den Nahmen der Galanterie erhalten. So verschieden sie in verschiedenen Ländern modificiert gewesen seyn mag, so hat sie dennoch im Wesentlichen überall die nehmlichen Züge an sich getragen. Diese
- ↑ Ein anonymischer Schriftsteller behauptet in den Essays sur divers Sujets interessans de Politique et de Morale 1761. T. 1. Essay II. der Nahme Galanterie sey unter Franz dem Ersten aufgekommen.
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/256&oldid=- (Version vom 1.8.2018)