Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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hängen bleiben: die der zweyten, die Dame solle bis zur Besserung die Wunde mit ihrem Speichel bestreichen. Erben eines Liebhabers, den seine Dame aus Furcht vor ihrem Manne nackend in einen Hünerstall geschlossen hatte, und der darin von dem Hünervieh todt gebissen war, fordern Gerechtigkeit. Ein Liebhaber beklagt sich, daß seine Dame ihm einen Eimer mit Wasser, ein anderer, daß die seinige ihm Blut beym Vorbeygehen vor ihrem Hause auf den Kopf geschüttet habe. Den Pastetenbäckern wird verboten, ihre Backofen nicht in der Nähe der Kirchen anzulegen, damit der Rauch die Liebhaber nicht verhindere, ihre Damen beym Ein- und Ausgehen aus der Kirche zu sehen. Ein Liebhaber, der sich an seiner Dame wegen eines gesellschaftlichen Spaßes thätlich vergriffen hat, wird verdammt, von vier Waschweibern in einer Decke voller Ungeziefer geprellt, und dann nackend auf einem Felde voller Disteln und Nesseln gewälzt zu werden. Den Masken wird endlich alle mögliche Freyheit gestattet. [1]
Uebrigens kommen auch hier juges ecclesiastes d’amour, und religieux de l’observance d’amour vor; kurz! Alles zeigt, daß hier eine gesellige Unterhaltung, und noch dazu für eine ziemlich schlechte Gesellschaft zum Grund liege.
Ungefähr von der nehmlichen Art ist eine Sammlung von Streitfragen über die Liebe, unter dem Titel: le Pourquoi d’Amours, welche Rolland nicht gekannt
- ↑ Il est permis à tous Masques taster, baiser, accoler, et passeront laisement, sauf aux demoiselles leurs defenses au contraire.
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/246&oldid=- (Version vom 1.8.2018)