Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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Gefahren. Die Beschreibung der listigen Anschläge, wodurch sie zu Stande gebracht sind, giebt diesem Romane das Hauptinteresse. Endlich muß Euryalus abreisen: Lukretia stirbt vor Gram, er aber heyrathet, nachdem er sie eine Zeitlang betrauert hat, eine Dame aus fürstlichem Geschlecht, die ihm der Kayser giebt. – Auch in diesem Romane ist die Liebe sinnlich dargestellt.
Späterhin haben die Italiäner viel aus dem Spanischen übersetzt, und der Geschmack an den Ritterromanen im Geiste der Amadis, der Primaleonen u. s. w. hat überhand genommen. Mir sind aber weiter keine Originalromane dieser Art in Prosa zu Gesicht gekommen. Der Stoff zu den Heldengedichten ist aus den älteren Ritterromanen entlehnt.
Ihre Novellendichter haben die Liebe im Geschmack des Boccaz behandelt: d. h. leicht und oft ausgelassen.
Ich bin außer Stande über die Romane der Engländer etwas mehr zu sagen, als was ich in den Reliques of ancient English Poetry finde. Nach diesen zu urtheilen, dürften die Engländer schwerlich vor dem vierzehnten Jahrhunderte Romane in ihrer Sprache geschrieben aufzuweisen haben: und selbst nach dieser Zeit ist ihr Geschmack wahrscheinlich mit dem
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)