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Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/179

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Man hat eine Philosophie der Liebe von Leone. [1] Nach ihm ist Liebe das Verlangen, sich bey der Vereinigung in den geliebten Gegenstand zu verwandeln. Mit dem gestillten Verlangen der niedern Sinne hört die Liebe zu den Gegenständen auf, welche diese reitzen. Nicht aber so bey den Sinnen des Auges, des Ohrs und dem innern Sinne. Der Liebhaber des Weibes kann inzwischen den Genuß der niedern Sinne mit dem der obern verbinden. Weil die Geister vereinigt sind in geistiger Liebe; so suchen auch die Körper sich zu verbinden, um die Vereinigung so vollkommen als möglich zu machen. Ja! durch diese letzte Verbindung nimmt die geistige Liebe zu, wie die Weisheit durch die Ausübung guter Werke.

„Die vollkommene Liebe des Mannes zum Weibe ist die Verwandlung des Liebenden in die Geliebte, verbunden mit dem Wunsche, daß sich die Geliebte wieder in den Liebenden verwandle. Lieben beyde Theile sich wechselseitig, so kann man vollkommene Liebe die Verwandlung zweyer Personen in einander nennen.“

„Diese Liebe ist von zweyerley Art. Die eine nimmt ihren Ursprung in der Sinnlichkeit, und hört mit dem Genusse auf, weil das Verlangen gesättigt wird. Die andere führt das Verlangen nach dem körperlichen Genusse nur in ihrem Gefolge. Diese


  1. Ich habe eine französische und spanische Uebersetzung vor mir. Die französische heißt: Philosophie d’amour de Mr. Leon Hebreu; par le Seigneur du Parc Champenois, Paris 1577. Die spanische: Los Dialogos d’Amor de Mestre Leon Abarbanel medico e filosofo. En Venetia 1568.