Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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Ich glaube nunmehr alles vorbereitet zu haben, um zu dem eigentlichen Gegenstande dieses Werks übergehen zu können. Ich mache den Anfang mit Entwickelung der Ideen der Philosophen über Geschlechtsverbindung und Liebe. Denn von dieser Periode läßt es sich mit Gewißheit behaupten, daß die Schulen einen großen Einfluß auf den Geschmack in der schönen Litteratur, und durch diese auf das gesellige Leben gehabt haben.
Die Untersuchungen über die Natur der Liebe scheinen im[WS 1] Abendlande sehr früh ihren Anfang genommen zu haben. Equicola, [1] der zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts lebte, sagt uns, daß seit drey Jahrhunderten ein gewisses System darüber auf der Pariser Schule angenommen sey. Auch finde ich beym Millot in seiner Histoire des troubadours, daß Riquier, der zwischen 1254 und 1294 blühete, bereits eine methodische Eintheilung der Liebe, in die himmlische, natürliche, und körperliche angenommen habe, die mit der Lehre der Philosophen seiner Zeit, nach demjenigen was Equicola davon sagt, ziemlich übereinkommt.
Es ist nicht zu verwundern, daß dieser Gegenstand die Aufmerksamkeit der damaligen Weltweisen auf sich gezogen hat. Unsere Religion bauet ihre Moral auf
- ↑ Maria Equicola d’Alueto, Di natura d’Amore, Venetia 1587. L. II. cap. 2.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: in (siehe Verbesserungen)
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)