Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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Beschauer zu: das lehrt er ihn finden. Die Folge ist dann Allgemeingültigkeit des Geschmacksurtheils für alle diejenigen Menschen, die Anlagen und Bildung zu Gefühlen des Edeln, Schönen, Vollkommnen haben.
Aesthetik ist also die Theorie des wahr und zweckmäßig Edeln und Schönen; des wirklich Vollkommenen für den Beschauungshang. Mit andern Worten: die Theorie eines geläuterten Geschmacks.
Auch die Liebe kann ein Gegenstand unserer Beschauung seyn, und in so fern die Reitzungen, welche sie uns in diesem Verhältnisse giebt, den Gesetzen der Vernunft und des Verstandes unterworfen werden mögen, ein Gegenstand der Aesthetik. Die Aesthetik der Liebe ist folglich der Inbegriff der Vorschriften, welche aus der Anwendung der Gesetze des Verstandes und der Vernunft auf diejenigen Verhältnisse fließen, in welche wir, vermöge der bloßen Beschauung der Liebe, mit dieser zu stehen kommen. Sie lehrt uns, was uns in der Liebe bey der Contemplation gefallen soll und darf. Ihre Vorschriften sind allgemein gültig für
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)