Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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viele ähnliche sind nicht während der französischen Revolution von den verworfensten Wollüstlingen in einem vorübergehenden Anfall von Achtung für Pflicht und Menschenwerth geschehen! Auf der andern Seite kann die anhaltendste Wirksamkeit eines gutgearteten Instinkts, der zufällig die besten Folgen für die Menschheit hervorbringt, nicht für Tugend gelten, wenn Verstand und Vernunft ihn nicht leiten. Wer wird die leichtgestimmte, gutherzige Buhlerin eines Fürsten, darum tugendhaft nennen wollen, weil ihre Gesellschaft den Herrscher über ein großes Volk zur Milde, zur Mäßigung, und zu friedliebenden Gesinnungen stimmt, wodurch Wohlstand und Aufklärung befördert wird?
Zur Begründung der Tugend muß daher natürliche Anlage zum Guten mit überlegter Fertigkeit bey der Ausübung zusammengehen, und zu dieser Mischung werden die vereinigten Vorzüge beyder Geschlechter die glücklichste Veranlassung geben! Der Instinkt des Mannes wird durch den steten Umgang mit dem gutgearteten Weibe gebessert; er wird sanfter, duldender, mäßiger, billiger, mittheilender. Er legt höheren Werth auf Anstand und Ehrbarkeit; und das Beyspiel der Geliebten, ihre gleichförmigere Handlungsart, fordern ihn zur Nachahmung und anhaltenderen Uebung auf; dadurch gewinnt er zugleich an Fertigkeit. Er von seiner Seite wird sie lehren, ihre gute Gemüthsart nach Grundsätzen zu leiten, und in ihre Fertigkeit mehr Ueberlegung zu bringen.
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/340&oldid=- (Version vom 1.8.2018)