Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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jedem Ueberlästigen den Eintritt zu wehren. Ein weicher Teppich, der das Geräusch unbescheidener Tritte mildert, scheint jeder lästigen und vorlauten Anmaßung Stille zu gebiethen, und das Gesumse des ziehenden Kamins, das Geflüster des kochenden Wassers zum ausländischen Getränk, scheint den zutraulichen Ton angeben zu wollen, der in der ganzen Unterhaltung herrschen soll!
Wie man hier über sich selbst und andere ausredet! Wie man hier den Stoff zum geselligen Vergnügen vervielfältigen und veredeln kann, ohne Furcht, den eingeschränkten Geschmack der Mitglieder des geselligen Zirkels zu beleidigen, oder das kränkende Gefühl mangelnder Fähigkeiten zu erwecken!
Ich habe bis jetzt gleichsam die Form entworfen, in welche sich die zusammengesetzte Person der beyden Liebenden beym Genuß einkleidet. Ich habe sie dargestellt, wie ihr niederes Wesen auf mannigfaltige Art zur Wollust und Wonne unter Leitung des Sinnes für das Edle und Schöne aufgefordert wird. Jetzt ist es Zeit, daß ich ihren innern Gehalt zeige, daß ich sie in einem ernsthafteren Charakter auftreten lasse, wie sie den Bedürfnissen ihres höhern Wesens abhilft und diesem Wonne zuführt.
Eine der höchsten Freuden der Liebe ist unstreitig das Gefühl des Antheils, den die Vereinigten an der wechselseitigen Ausbildung ihres Geistes nehmen.
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/315&oldid=- (Version vom 1.8.2018)