Zum Inhalt springen

Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/333

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nähern dürfen, wo ihre Eigenschaften in einem günstigen Halbdunkel erscheinen, suchen sie nur einen solchen Standpunkt auf, worin sie ihn auf diese Art erblicken. Darum werden sie auch beynahe immer das Mittelmäßige dem Hervorstechenden vorziehen, weil jenes ihre Phantasie mehr auffordert, das Mangelhafte zu ersetzen. – Gemeiniglich sind sie das Spiel schlauer Coquetten, oder solcher Männer, die ihre Schwächen zu nutzen wissen.


Drey und zwanzigstes Kapitel.
Absonderung der Leidenschaft der Liebe von der liebenden Anhänglichkeit, die mit einzelnen leidenschaftlichen Aufwallungen verknüpft ist.

Leidenschaft ist figierte Sehnsucht nach der unentbehrlichen Wonne, unsere Person an die Person eines andern Menschen abzugeben, und sich in ihm zu verlieren. Ich habe es schon gesagt, daß dieser Zustand sich bey glücklicher Liebe nicht leicht finden wird; daß er allemahl Hindernisse, Versagungen, Trennungen voraussetzt. Demungeachtet kann die glücklichste Verbindung im ruhigsten Genusse der Vereinigung[WS 1] sehr wohl mit einzelnen leidenschaftlichen Aufwallungen verknüpft seyn, welche vorübergehende Lagen, eine Anwandlung von Eifersucht, eine kurze Trennung, eine kleine Verunwilligung zwischen dem Geliebten, ein heftigeres Andringen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Veinigung