Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil | |
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bleibt immer noch von Leidenschaft unterschieden. – Alles dieß ist theils schon deutlich durch dasjenige, was vorangegangen ist; theils wird es durch die folgenden Bücher mehr erklärt werden.
Ich habe vorhin Freundschaft und Geschlechtszärtlichkeit für ein Streben erklärt, gleichartige oder verschiedene Naturen zu vereinigen. Inzwischen werden oft beyde Nahmen von denjenigen Verbindungen gebraucht, worin die Liebenden von ihrer wechselseitigen Zärtlichkeit überzeugt sind, sich selbst als wirklich vereinigt ansehen, und in dieser Vereinigung auch von andern als eine zusammengesetzte Person betrachtet werden.
Der Zustand und die Verhältnisse einer solchen wirklich gelungenen Vereinigung verdienen noch eine besondre Bemerkung, theils um meine vorhin angegebene Erklärung zu rechtfertigen, theils um die Eigenheiten dieser Lage der beyden Liebenden unter einander, und gegen jeden dritten, etwas näher zu bestimmen.
Es scheint schon den Plato in Verlegenheit gesetzt zu haben, wie die Liebe den Charakter der Bestrebung beybehalten, und doch den Gegenstand derselben besitzen
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_1.djvu/238&oldid=- (Version vom 1.8.2018)