Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil | |
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Gattung, oder die aus zwey Wesen gleicher Art gepaarte Person nie seyn könnte.
Ich glaube den angegebenen Unterschied nicht besser rechtfertigen zu können, als wenn ich zu den Klassen von Menschen, bey denen sich die Begriffe über ihre geselligen Verhältnisse als bloße Ahndungen darstellen, herab, und dann zu den gebildeteren Klassen wieder hinaufsteige, bey denen mehr geläuterte Vorstellungen vorausgesetzt werden können. Finde ich bey allen die Idee, daß der Freund ein Mensch ist, der die herrschenden Triebe der prädominierenden Disposition zur Stärke oder zur Zartheit in ihrer Natur erhöhet, und daß sie dieß Verhältniß noch genau von demjenigen unterscheiden, worin sich ihre geschmeidige Stärke gegen die hebende Zartheit eines andern Menschen bey der genauesten Verbindung befindet, so wird wohl das Wahre meiner aufgestellten Sätze nicht bezweifelt werden können.
Was gehört zur engsten Sinnlichkeit des Mannes unter den Wilden, in so fern er sich von den Weibern seines Volks in dieser Rücksicht unterscheidet? Er strebt nach dem Bewußtseyn seiner physischen Kraft und nach gewaltsamer Spannung seines Gemüths, im Kriege, auf der Jagd, bey gefährlichen Unternehmungen jeder Art, bey lärmenden Gelagen, wo erhitzende Getränke und erschütternde Auftritte sein Blut in Wallung und seine Einbildungskraft in rege Schwingung versetzen. Das sind seine herrschenden Triebe von der stärkeren Art; das ist seine männliche Natur. Und wer
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_1.djvu/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)