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Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/176

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daß sie schlechterdings etwas Genuß für die Seele haben wollen. Und worin besteht dieser? Wollen sie sich die Zeit vertreiben, wie man sie auch im größern Zirkel der örtlichen Gesellschaft hinbringt; nur fröhlich seyn? Nein! sie wollen das Bild des häuslichen Lebens, wäre es nur auf einen Abend, dargestellt sehen, und sie fühlen sich nicht glücklicher, als wenn sie sich recht heimisch, recht wöhnlich bey der Person fühlen, welche vielleicht am folgenden Abend die Gattin eines andern spielt. Es ist auch so gewiß, daß der Reitz einer solchen Seelenwonne in unsern häuslichen Verhältnissen von dem physischen Reitz der Körperverbindung noch verschieden sey; daß selbst Greise, Väter, Brüder, ja selbst die kleinsten Kinder den höheren Genuß fühlen, den das Zusammenleben, die Häuslichkeit mit Personen von verschiedenem Geschlechte vor dem Zusammenleben mit einer Person von gleichem Geschlechte zum Voraus hat. Der Fürst im Julius von Tarent empfand dieß, wenn er sagte: „zu den häuslichen Freuden des Greises gehören durchaus Weiber!“


II.

Als eine besondere Modification unserer Ueppigkeit sehe ich das Wonnegefühl des Heimischen an, das wir in Gesellschaft mit Personen von verschiedenem Geschlechte, besonders mit solchen, die für Manns- oder Frauenspersonen äußern Kennzeichen nach gelten, alsdann empfinden, wenn wir bey ihnen allein sind, und uns überzeugt halten, daß unsre einsame Gegenwart ihnen eben so viel Vergnügen macht, als uns die