Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783 | |
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Standpunkt seiner Geschichte, wenn sie ja modern seyn sollte? – Dann hätte freylich von keinen Flotten, Armeen, Admiralen, Cabinetsministern, die Rede seyn dürfen, aber dann würde auch die Handlung im Ganzen einigen Schein vernünftiger Wahrscheinlichkeit gewonnen haben, und die angezeigten contrastirenden Situationen, deren hier immer eine die andere jagt, würden jedem critischen Zuschauer zwar sonderbar, selten, aber doch nicht, in neuern Zeiten unerhört, vorgekommen seyn. – Findet man wohl, wenn man auch ein ganzes Seculum zurükrechnete, ein einziges historisches Beyspiel, daß ein König um die Hand seiner Unterthanin öffentlich geworben, oder seine leibliche Schwester seinem Favorit, und Diener, zur Gemahlin versprochen hat? Meßalliancen in fürstlichen Familien bestätiget hingegen noch immer die neueste Geschichte, als wahrhaft erfolgte Thatsachen.
Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783. Jacobäer, Leipzig 1784, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonnirendes_Theaterjurnal_von_der_Leipziger_Michaelmesse_1783.djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)