Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783 | |
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behändigt – ihn öfnen, und gleich beym Lesen der ersten Zeile ohnmächtig werden, war eins. Nach der Erhohlung, welche der anwesende St. George durch einen ganzen, über die Kranke ausgeschütteten, Flacon mit Eau de Luce bewirkt, erfährt man vom Inhalte des Briefs so viel, daß Elisabeth aus eignem Instinct ins Closter gegangen ist; und dann haut die Frau Baronin den Knoten der ganzen Verwiklung durch die wenigen, an Hanngen gerichteten, Worte, vollends entzwey: „Thue, was dein Herz dir gebietet, thue es aber bald, – ehe ich mich anders besinne.“ St. George erwartet nichts gewisser, als Hanngens Hand in die seinige; nähert sich schon mit den schönsten Complimenten; sieht aber, daß sie solche, der bekannten Stimmung ihres Herzens gemäß, Tiefenbachen überläßt. – Statt, mit voller Verzweiflung auf der Stelle umzufallen, sinkt St. George nur in einen weichen Armstuhl, und fängt an, eine, französische Mordgeschichte zu
Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783. Jacobäer, Leipzig 1784, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonnirendes_Theaterjurnal_von_der_Leipziger_Michaelmesse_1783.djvu/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)