Ich weiss nicht, an welcher Art von Maschinerie mein Lift hängt. Ich erfahre nur hie und da durch den Hausmeister, dass heute etwas nicht ganz in Ordnung sei oder dass der Installateur da sei. Ich verstehe jedoch weder, was für eine Katastrophe im Entstehen war, noch was ein Installateur ist. Beides jedoch scheint mit eventuellen Lebensgefahren vereinbarlich zu sein.
Grässlich ist es, mit einem fremden Menschen hinaufzufahren. Man glaubt die Verpflichtung zu haben, ein Gespräch zu entrieren, und überlegt es sich krampfhaft von einem Stockwerke zum anderen. Es ist eine verlegene Spannung wie bei der Maturitätsprüfung. Das Gesicht nimmt einen starren glotzenden Ausdruck an. Endlich sagt man: „Ich empfehle mich!“, mit einer Betonung wie wenn man eine Freundschaft fürs Leben geschlossen hätte.
Deshalb, um allen diesen Unannehmlichkeiten auszuweichen, komme ich immer erst um 6 Uhr morgens nach Hause. Da darf der Lift noch nicht funktionieren.
„In der Güte liegt alle Weisheit“ sagte der
sentimentale Idiot.
„In der Weisheit liegt alle Güte“ sagte der End-Entwickelte.
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/166&oldid=- (Version vom 1.8.2018)